Bilanz zum 7. Weltweiten Klimastreik: 5.000 Menschen auf der Wiener Ringstraße!

von M

Weltweiter Klimastreik: Drei Kilometer lange Menschenkette um den autofreien Wiener Ring

Das hätte niemand erwartet: Am 19.03.2021 war die globale Fridays For Future-Bewegung nach monatelanger Corona-Pause wieder auf den Straßen – und das so stark wie schon lange nicht mehr! Alleine in Österreich wurde in 14 Städten und Orten mit Abstand, Maske und strengem Sicherheitskonzept gestreikt. Egal ob du mit dabei warst oder einfach neugierig bist: Hier erfährst du alles, was du über den 7. Weltweiten Klimastreik wissen musst.

7. Weltweiter Klimastreik – Zahlen, Daten, Fakten

Der 19.03.2021 geht in unsere Geschichtsbücher ein als bisher größter globaler Klimastreik seit Beginn der Corona-Pandemie. In 864 Städten in 68 Ländern fanden unglaubliche 1068 Klima-Aktionen statt. Annähernd so viele Streiks zur gleichen Zeit gab es zuletzt beim ersten Höhepunkt der FFF-Bewegung im Herbst 2019 (siehe Tabelle). Österreich war diesmal mit starken 14 Aktionen im ganzen Land beteiligt: In Wien bestreikten rund 5.000 Menschen fast die gesamte Ringstraße, in Graz waren knapp 1.000 Personen dabei. In Linz, Salzburg, Innsbruck, Bregenz und Klagenfurt waren jeweils mehrere hundert Menschen auf den Straßen. Auch Leoben, Schärding, Göllersdorf, Tauplitz-Bad Mitterndorf, Lienz und Gmünd demonstrierten erfolgreich fürs Klima. In Kufstein fand trotz Eiseskälte sogar eine 24-Stunden Mahnwache vor dem Kufsteiner Rathaus statt.

Der Weltweite Klimastreik am 19.03.2021 ist der bisher größte Klimaprotest seit Beginn der Corona-Pandemie. Quelle: fridaysforfuture.org

Auch während Corona – die Klimakrise schläft nicht!

Menschen stehen mit Abstand gleichmäßig über einen Platz verteilt am Klimastreik in Graz
Graz: Klimastreik am Tummelplatz, mit Abstand und FFP2-Maske

Die große Beteiligung am Weltweiten Klimastreik zeigt auf beeindruckende Weise: Wir haben die Klimakrise nicht vergessen! Seit Beginn des Jahres 2020 ist die Politik zwar gut damit ausgelastet, die Corona-Pandemie in den Griff zu bekommen; dabei müssen die gewählten Entscheidungsträger*innen aber stets auch eine langfristige Perspektive einnehmen. Wenn wir der Klimakrise und den multiplen ökologischen Krisen nicht mutig begegnen, werden diese zu leidvollen Katastrophen. Wer sich intensiv mit dem aktuellen Stand der Klimawissenschaft auseinandersetzt weiß: Es braucht ein radikales Umsteuern auf allen Ebenen, um unsere Lebensgrundlagen nicht zu gefährden. Die Politiker*innen dürfen die Verantwortung für systemische Veränderungen nicht mehr auf den oder die Einzelne*n abschieben. Es macht Mut zu sehen, wie viele Menschen weltweit Druck auf die Politik ausüben und wie viele freitags die Schule bzw. Arbeit bestreiken bzw. demonstrieren gehen.

„[Wir brauchen] schnelle, weitreichende und beispiellose Änderungen in allen gesellschaftlichen Bereichen, [um das 1,5°C-Ziel einhalten zu können].“
Innsbruck: Fahrraddemo zum Weltweiten Klimastreik

Breite Unterstützung für Klimastreik von Gewerkschaften, Zivilgesellschaft, NGOs und Religionsgemeinschaften

Fridays For Future ist eine von der Jugend ausgehende Bewegung, die alle Menschen anspricht und zusammenbringt. Protestierende aller Altersklassen und Hintergründe beteiligten sich am Weltweiten Klimastreik. Es gibt zahlreiche „For Future“-Allianzen, wie die Scientists, Artists, Workers, Builders, Grandparents und Parents For Future. Viele große Umwelt- und zivilgesellschaftliche Organisationen, wie GLOBAL 2000, Attac, WWF und SOS Kinderdorf, und sogar einige Universitäten riefen zusätzlich zum Klimastreik auf. Der breite Schulterschluss für mutige Klimapolitik umfasst mittlerweile auch sämtliche Religionsgemeinschaften in Österreich (Religions For Future) und große Gewerkschaften. Der österreichische Gewerkschaftsbund ÖGB fordert gemeinsam mit FFF einen wirtschaftlichen sozial-ökologischen Umbau statt eines Wiederaufbaus der zerstörerischen alten Wirtschaftsweise. Die Arbeiterkammer unterstützt Fridays For Future. Die Gewerkschaft vida war zum wiederholten Mal mit an Bord und wandte sich in einem Statement an ihre Mitglieder.

Linz: Weltweiter Klimastreik trotz Schneetreibens stark besucht

Wien: Tausende Menschen auf der Ringstraße

In Wien gab es ein Streikkonzept, wie man es noch nie gesehen hat: Fast der gesamte Ring war für den Autoverkehr gesperrt. Gleich fünf Treffpunkte gab es: Schottentor, Volkstheater, Karlsplatz, Stadtpark, Stubentor. Die drei Kilometer lange Ring-Fahrbahn war in 20 Abschnitte mit je einer Bühne geteilt, um genügend Platz für das Streiken mit Abstand zu gewährleisten. Eine logistische Meisterleistung, an der im Hintergrund über 100 Klimaheld*innen freiwillig mitwirkten. Auf jeder Bühne gab es unterschiedlichstes Programm, wie z.B.: Reden, Musik-Acts und Streik-Sprüche. Cornelius Obonya hielt eine Rede über Courage und gesellschaftliches Klima in Zeiten von Klimaflucht. „The Z“ rappte über Zukunftsängste. Die Trommelgruppe von Batala Austria heizte der Menge ein, während es anfing zu schneien.

In den Abschnitten zwischen den Bühnen zeigten sich die Demobesucher*innen kreativ: vom System-Change-Wohnzimmer mit Couch, gigantischen Kreidebildern, Visualisierung der Flächenversiegelung in Österreich, geretteten Lebensmitteln, bis zu akrobatischen Einlagen und Tänzen. Über 100 Ordner*innen achteten auf die verpflichtende Verwendung von FFP2-Masken und die Einhaltung eines Mindestabstandes von drei Metern und das so gut es ging sogar während der Menschenkette. Sie gewährleisteten damit eine möglichst sichere und Corona-konforme Demo.

„FFF organisiert einfach die besten Demos!“
– Martha, Teilnehmerin des Weltweiten Klimastreiks am 19.03.2021

Wien: Drei Kilometer lange Menschenkette fürs Klima

Wien: Kilometerlange Menschenkette mit 5.000 Teilnehmenden

Den Höhepunkt des zweistündigen Streiks bildete eine Menschenkette mit 5.000 Teilnehmenden um den Ring. Um ausreichend Abstand zu halten, waren die Menschen über drei Meter lange Schnüre miteinander verbunden. Mit diesem starken Symbol des Zusammenhalts forderten die Teilnehmenden von der Politik die Erfüllung der 7 Forderungen der österreichischen FFF-Bewegung. In vielen Abschnitten des Rings wurden aufgrund der regen Teilnahme mehrere Reihen gebildet. Im Bereich der Oper/des Karlsplatz' waren es etwa drei Reihen für die Menschenkette. Der/die Youtuber*in „Wiener Verkehr“ veröffentlichte eine stechend scharfe Videoaufnahme der Menschenkette, vom Fahrrad aus gefilmt. Eine klimagerechte Zukunft bedeutet weitgehend autofreie Städte und mehr Platz für Menschen, als einen der vielen Aspekte einer besseren Zukunft. Der Wiener Ring autofrei - für die Menschen vor Ort war das bereits eine gelebte Utopie. Die Stimmung am Streik war, wie bei FFF-Aktionen üblich, positiv, friedlich und gemeinschaftlich. Demoteilnehmerin Martha meinte dazu: „FFF organisiert einfach die besten Demos.“ Auf Instagram war das positive Feedback zum Streik überwältigend. Sichtlich beeindruckt vom ausgeklügelten Corona-Sicherheitskonzept und der Disziplin der Menschen vor Ort zeigten sich nicht nur Besucher*innen und Medienvertreter*innen, sondern auch die Einsatzkräfte der Polizei.

Enormes Medienecho - Aktivismus wirkt!

Die Medien berichteten in aller Ausführlichkeit über den 7. Weltweiten Klimastreik:

Kufstein: 24-Stunden Mahnwache trotz Eiseskälte vor dem Rathaus

Fridays For Future hat im März 2021 lautstark auf die Klimakrise aufmerksam gemacht. Diese ist nun wieder präsent in den Köpfen der Menschen sowie in der öffentlichen Debatte! In den sozialen Medien erreichte der internationale Hashtag #NoMoreEmptyPromises über eine Milliarde Menschen. Postings zum Weltweiten Klimastreik wurden auf Instagram, Facebook, Twitter und Youtube zigfach geliket und geteilt. Mit unserem Protest auf der Straße machen wir aktiv Politik. Wenn Millionen weltweit demonstrieren, kann das Klima-Thema nicht ignoriert werden. Verschärfte Klimaziele in der EU und in Österreich sind direkte Folgen unserer Streiks. Ebenso ein beginnendes Umsteuern in Unternehmen: Österreichische Ölkonzerne wollen in Zukunft fossile Rohstoffe lieber zu Plastik verarbeiten als sie zu verbrennen, wie es aktuell in den Medien heißt. (Dass niemand noch mehr Kunststoffe braucht, steht auf einem anderen Blatt.)

Sei ein Teil des Wandels!

Graz: Großer Demo-Zug am Weltweiten Klimastreik - Wir streiken bis ihr handelt!

Obwohl wir als Bewegung bewusst Politik und Wirtschaft adressieren, bewirkt der Klimaprotest ebenso viel in der Gesellschaft: Immer mehr Menschen hinterfragen ihre Konsumgewohnheiten. Sie ernähren sich zunehmend vegetarisch/vegan und üben sich in Zero-Waste-Praktiken. Sie reisen klimafreundlich mit dem Zug und konsumieren bewusst nur mehr Dinge, die sie wirklich brauchen und die sie glücklich machen. Viele Menschen begreifen darüber hinaus, dass Lebensstil-Änderungen alleine das Klima nicht retten werden. Es braucht eine kollektive 180-Grad-Wende. Deshalb gehen diese Menschen für mutige, radikale Klimapolitik auf die Straße – egal wer und wie alt sie sind. All das haben wir mitbewirkt! Wer aufmerksam hinschaut, sieht: Wir stoßen gerade einen großen Wandel an. Stück für Stück bringen wir ihn weiter ins Rollen. Es fühlt sich unglaublich ermutigend an, ein Teil dieser Transformation zu sein. Wir alle sind Fridays For Future & der nächste Klimastreik kommt bestimmt. Bist du dabei?

We Are Unstoppable – Another World is Possible!

Wien: Klimaheld*innen am autofreien Ring vor dem Rathaus

Für einen exklusiven Blick hinter der Kulissen beim Weltweiten Klimastreik in Wien, klicke hier.
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