FAQ

Woher wisst ihr, dass die Banken die Kohleindustrie noch finanzieren?

Wir haben gesehen wie Dörfer umgesiedelt wurden um neue Kohleminen zu bauen, das selbst im Jahr 2020 noch neue Kohlekraftwerke ans Netz gehen und noch weitere hunderte Gigawatt an Kohlekraftwerkskapazität geplant sind. Zwar wird seit 2019 kein Kohlestrom mehr in AT hergestellt, dennoch wollten wir wissen was Österreich zur Kohle beiträgt. Wir haben Kontakt zur NGO urgewald aufgenommen, der Banken-NGO schlechthin, und haben uns seitdem in die Finanzwelt eingearbeitet, Berichte gelesen, Policies verglichen und analysiert - all das was man eben auch in der Schule lernen würde.

Unsere Finanzzahlen stammen aus der Finanzrecherche zur Global Coal Exit Liste. Laut urgewald, die schon mehrere Jahrzehnte in dem Business tätig sind, sind die aufgeführten Zahlen meist verlässlich. Zudem können Banken auch mit ihren Zahlen an urgewald herantreten. Und wenn diese nachvollziehbar sind und sie überzeugen, dann werden die Summen natürlich korrigiert.

Die Finanzdaten selbst wurden durch Profundo analysiert die Zugriff auf Finanzdatenbanken von Bloomberg, Refinitiv und IJGlobal haben, die wiederum ihre Daten von den Banken selbst erhalten.

Welche Finanzrecherchen gibt es?

  • Die aktuellste Recherche ist aus Februar 2021.

    • Sie untersucht die Finanzierung von 935 Firmen der Global Coal Exit Liste. Die Unternehmen landen nach bestimmten Kriterien auf der Liste - siehe dazu unsere Unterseite LÖSUNG

      • Hier der Link zu der Recherche

  • Davor, im Jahr 2020 haben wir mit folgenden Recherchen gearbeitet:

    • Fool's Gold Berichte:

      • Diese haben sich die Finanzierung der 8 Kohlekonzerne angeschaut, die zusammen für 50% der europäischen Emissionen aus der Kohle verantwortlich waren

    • Vorläufer der jetzigen Global Coal Exit Liste

      • Bis November 2020 waren die Schwellenwerte für ein Kohleunternehmen höher um auf der Liste zu landen. In Angesicht der knappen verbleibenden Zeit um das Pariser Klimaabkommen einzuhalten, wurden die Schwellenwerte angezogen

      • Die Finanzrecherche untersuchte nur die Finanzierung von Kohleunternehmen, die noch neue Kohlekraftwerke oder Minen planten. Aber das waren damals schon 256 Firmen. Hier hatten die Erste Group und die RBI nur eigene Investitionen. Unseres Wissen vergaben sie keine Kredite oder vergaben Anleihen an diese 256 Firmen.

Warum beschäftigt ihr euch mit der Finanzwelt?

Forscher*innen bezeichnen die Finanzwelt als Social Tipping Point, der maßgeblich bestimmt wie schnell wir die Wende hin zur Deckelung der globalen Erderwärmung auf 1.5°C schaffen. Wir untersuchen die Rolle Österreichs dazu. Wir fokussieren uns dabei aber nicht nur auf Fonds, sondern gehen auch das Kreditgeschäft der Banken nach. Im Pariser Klimaabkommen wird gefordert, dass die Staaten die Finanzflüsse mit dem Abkommen in Übereinstimmung bringen. Nunja 5 Jahre nach dem es im Nationalrat beschlossen wurde, gibt es noch immer keinen Plan ab wann kein Geld mehr in Kohle, Öl und Gas gesteckt werden darf - weder vom Staat noch von den Banken. Das ist nicht akzeptabel. 

Ein Gesetz, das Investitionen in Kohleunternehmen verbietet, würde alles einfacher machen. Ein solches Gesetz brauchen wird dringend. 

Können Banken sich nicht auch einbringen bei ihren Kunden und sie dazu drängen nachhaltiger zu werden?

Stimmt, das passiert auch z.B. unter der Initiative Climate Action 100+, wo die Erste Asset Management Mitglied ist. Das Problem ist, auch diese Story "dass man sich einbringt fürs Klima", wird seit Jahren aufgetischt und die Änderungen in der Arbeitsweise der fossilen Konzerne ist unterirdisch, dieses Einbringen hat zu wenig gebracht. Genau deswegen sind wir mitten in einer Klimakrise. Wir haben nicht länger Zeit Kohle künstlich am Leben zu halten.

Wir brauchen Regeländerungen, Klimazerstörung darf nicht länger finanziert werden.

Warum muss so schnell eine neue Kohle Policy ausgearbeitet werden?

Wir haben noch sechseinhalb Jahre, dann ist bei gleichbleibenden globalen Emissionen, aktuell 42 Gigatonnen pro Jahr, unser verbleibendes Emissionsbudget für das 1.5°C Ziel aufgebraucht. Eine Bank die sich jetzt davon 6 Monate rausnehmen möchte ist verantwortungslos. Zudem haben wir eine Ready-To-Go Kohle-Policy den Banken präsentiert, die mehr als 89% der globalen thermischen Kohleproduktion und 87% der globalen Kohlekraftwerke einschließt. - Wir haben die Hausaufgaben der Bank gemacht.

Bitte 1.5°C oben rechts auswählen. Quelle: Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change

Was ist mit Öl und Gas?

Ganz Klar: Beides ist KEINE Alternative für Kohlekraftwerke. Gas besteht aus Methan, ein schlimmeres Treibhausgas als CO2 und genau das wird frei bei Piplines und Verteilerpunkten. Weshalb dem Gas nicht nur der CO2-Wert hinzugerechnet werden darf, der bei der Verbrennung entsteht, sondern auch die Methan-Leckströme. Zudem zementieren wir uns fest, wenn weiter in neue fossile Infrastruktur investiert wird, da diese eine Lebensdauer von 30-40 Jahren haben. Erneuerbare Energien sind die einzige Alternative.

Was waren Lücken in den alten Kohle-Finanzierungsrichtlinien der beiden Banken?

In den Policies, die bis zum Frühjar 2021 aktuell waren, wurde vorwiegend Projektfinanzierung ausgeschlossen. Bedeutet im einfachen Sinn Kunde “K” kommt zur Bank und sagt, ich möchte für das Projekt "Jetzt aber wirklich sauberes Kohlekraftwerk" einen Kredit haben. Diese Form der Finanzierung findet jedoch laut urgewald kaum statt. Der wirkliche Großteil geht über Firmenkredite, d.h. die Firma geht zur Bank möchte als Firma einen Kredit bekommen oder eine Anleihe auf den Markt bringen. Da Firmen, die im Kohlebusiness tätig sind, nicht ausgeschlossen werden, können sie finanziert werden. Zusätzlich fehlt ein Ausstiegsdatum für die Kohlefinanzierung - was die zwei größten Lücken sind.

Bestehende Kredite würde eine neue Kohle-Policy nicht betreffen - das ist ein weiteres anderes Problem. Mit einer geänderten Kohle-Policy würden Kohlefirmen als Kunden ausgeschlossen werden. Da Firmenkredite der Kohlebranche meist eine Laufzeit von 5 Jahren haben, kann den Kohlekonzernen noch vor 2030 rechtzeitig der Geldhahn zugedreht werden.

Was sind die Lücken in den neuen Policies (2021) ?

  • Lücken in den Policies der Erste Group & Raiffeisen Bank International

    • Ausstiegsdatum aus der Kohle 2030, UniCredit zeigt dass es auch früher geht: 2028

    • Es gibt keine Begrenzung wie viel ein Konzern pro Jahr Kohle fördern darf oder an Kohlestrom produzieren darf. Konzerne die mehr als 10 Mio Tonnen Kohle pro Jahr fördern oder mehr als 5 Gigawatt Kohlestromkapazität haben, müssen ausgeschlossen werden. Das ist sonst nicht verinbar mit dem verbleibenden CO2-Budget für das 1.5°C Limit.

  • Zusatz Erste Group

    • Kohlekonzerne müssen bis Ende 2023 den Austigesplan erst vorlegen. Dh zweieinhalb Jahre können die großen Kohlekonzerne weiterfinanziert werden ohne, dass sie umdenken müssen.

Was gibt es wissenschafliches zum Kohleaustieg?

Vieles, hier zwei beeindruckende Zahlen, die zeigen wie weit wir vom Ziel weg sind:

  • Im Production Gap Report 2019 steht, dass wir bis 2030 um die 280% zu viel an Kohle produzieren wie mit 1.5°C Ziel vereinbar wäre - das sind 6.4 Milliarden Tonnen Kohle ZU VIEL.

  • Im dem 2018 erschienen IPCC Report zum 1.5°C Ziel steht, dass für das 1.5°C Ziel die Kohleverstromung um 78% gesenkt werden muss bis 2030 im Vergleich zu 2010 (Grafik).

Was passiert mit den Mitarbeiter*innen der Kohlebranche?

Das ist eine wichtige Frage, die nicht unter den Tisch fallen darf. Hier müssen Umschulungsmaßnahmen angeboten werden und Gelder gezahlt werden, dass neue zukunftsorientierte Arbeitsplätze in den Orten entstehen. Hierfür ist z.B. der Just Transition Fond der EU gedacht um den Strukturwandel zu bezahlen. Und warten wir länger mit dem Kohleausstieg muss dieser am Ende schneller geschehen was sich negativ auf Maßnahmen auswirkt, die dafür sorgen, dass der Übergang gut & fair abläuft. Zudem bieten Erneuerbare Energien, der Bahnverkehr etc. riesige Jobpotentiale.

Es gibt doch schon grüne Fonds…

Jup, aber wenn wir das Pariser Klimaabkommen umsetzen wollen, muss das 1.5°C Ziel Grundlage ALLER Fonds werden. Banken dürfen die Verantwortung nicht auf Kund*innen abschieben, dass die Kunde*innen entscheiden sollen wo sie anlegen möchten. Wer denkt denn, dass die Fonds österreichischer Banken noch immer in Kohlekonzerne investiert sind? Und grüne Fonds sind nur ein Teil, das Kreditgeschäft ist genauso wichtig und das wird derzeit kaum beachtet. Banken sind Schlüsselstellen bei der Umsetzung des Pariser Klimaabkommens und müssen sich als solche verstehen.

Was treibt euch an?

Noch ~7 Jahre Zeit. 2.5m Meeresspiegelanstieg pro 1°C Erderwärmung. 9 der 15 Klimakipppunkte sind in Bewegung. In 50 Jahren könnten 3 Milliarden Menschen in Gebieten mit Durchschnittstemperaturen von 29°C leben, … [could be continued]...

Alle Lösungen sind schon da, wie auch hier bei der Kohle Policy, wirtschaftlich und gesellschaftlich ist es sinnvoll das 1.5°C Limit einzuhalten, es wurde demokratisch beschlossen.
>>> Was fehlt ist der Wille, schnell und entschlossen zu handeln und genau den fordern wir ein um unsere Zukunft und die der zukünftigen Generationen, so lebenswert wie möglich zu machen.

Kohlekraftwerke, aktuelle und geplante:

Hier kannst Du auf der Karte sehen, welche Drecksschleuder wo steht oder geplant ist.
Mit dem Schieberegler kannst du dir den zeitlichen Verlauf anschauen

Quelle: Karte von Carbon Brief