Windkraft im Waldviertel - ein Faktencheck
Diese Website bietet Antworten auf gängige Vorbehalte gegenüber der Windenergie und fasst die Ergebnisse der Windkraft-Broschüre, erstellt von Mitgliedern der Scientists For Future Austria (Gruppe Energiewende), zusammen.
Wozu Windkraft?
Die Eindämmung der globalen Erderhitzung ist die größte Herausforderung unserer Zeit. Um die Kehrtwende zu schaffen, müssen wir unseren CO2 -Ausstoß drastisch reduzieren. Dieser wird heute vor allem durch die Bereitstellung von Energie (Strom, Mobilität, Wärme) verursacht. Wir müssen also einerseits den Energieverbrauch reduzieren und andererseits auf CO2 - neutrale Energiequellen umsteigen, insbesondere auf erneuerbaren Strom aus Solar-, Wind-, Wasserkraft und Energie aus biogenen Quellen (z.B.: Holz oder Biogas aus Abfall).
Solar-, Wind-, Wasserkraft, Geothermie und Biomassekraftwerke ergänzen einander in der Stromerzeugung. Wir können uns also nicht entscheiden nur eine dieser Energiequellen auszubauen. Während die Photovoltaik-Anlage untertags den meisten Strom liefert, kann sie in der Nacht nichts beitragen. Wind ist jedoch vor allem zu späterer Stunde am stärksten. Außerdem hat die Windkraft ihr Erzeugungshoch im Winter, genau dann, wenn der Wasserstand der Flüsse niedrig ist und die Sonne weniger scheint. Deswegen braucht es einen Mix aus allen erneuerbaren Stromquellen und den Ausbau von Speichern und der Stromnetze.
Windkraftpotenzial im Waldviertel
Niederösterreich hat mit Abstand das größte Windkraftpotential in Österreich und somit eine besondere Verantwortung bei der Energiewende (siehe Grafik: Ausbaupotenziale Windkraft nach Bundesland in TWh bis 2030).
Etwa 15% des niederösterreichschen Ausbaupotentials befinden sich im Waldviertel. Windräder im Waldviertel erzeugen rund 15% weniger Strom als im Weinviertel. Dennoch erzeugt ein modernes Windrad im Waldviertel noch immer Strom für 5000 Haushalte.
Es ist also durchaus sinnvoll auch im Waldviertel Windräder zu bauen. Einerseits, weil es nicht reichen wird, nur an den wenigen, windreichsten Orten Windräder zu bauen. Andererseits ist es sinnvoll Windräder nicht nur an einem Ort zu bauen, weil das lokale Windschwankungen besser ausgleichen kann. Windräder im Waldviertel erzeugen zu einer anderen Zeit Strom als die Windräder im Marchfeld.
Stromversorgung durch Erneuerbare in NÖ & im Waldviertel
Aktuell kann sich weder das Land NÖ, noch das Waldviertel selbst mit erneuerbaren Strom versorgen. Um die Energiewende bis 2040 zu schaffen, muss jedoch nicht nur der Stromverbrauch, sondern der gesamte Energieverbrauch aus erneuerbaren Quellen erzeugt werden.
Häufig gestellte Fragen
Wieso sind die geplanten Windräder so groß?
Windräder haben in den letzten Jahren eine enorme technische Entwicklung durchlaufen. Sie wurden größer, weil sie so leistungsfähiger und effizienter sind und damit eine billigere Stromerzeugung ermöglichen. Als Beispiel: Der Windpark Japons (Bezirk Horn) wurde 2022 repowered – sprich, die alten Windräder wurden abgebaut und dafür moderne, größere errichtet. Dabei wurden 7 alte Windräder durch nur 3 neue ersetzt. Während die 7 alten Windräder insgesamt Strom für 6.000 Haushalte produzierten, sollen die 3 neuen insgesamt den Strombedarf von 10.000 Haushalten decken können. Das heißt, die 3 neuen Windräder erzeugen etwa 4x so viel Strom wie die 7 alten.
Wieso baut man Windräder im Wald?
Im Waldviertel befinden sich Windkraftstandorte vermehrt im Wald, da die Waldstandorte jene Flächen sind, die den 1.200 m Abstand vom Ortsgebiet einhalten. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass jede Form der Energiebereitstellung Auswirkungen auf die Umwelt hat. Da unser Energiesystem momentan vor allem auf Erdöl und Erdgas basiert, fallen die gravierenden Auswirkungen dieser Energieträger allerdings gerade dort an, wo wir sie nicht sehen: In den Ländern, aus denen wir Öl und Gas importieren, wie etwa Russland oder Irak. Weltweit sterben jährlich mehr als 8 Mio. Menschen an der Luftverschmutzung durch fossile Brennstoffe. Daher können erneuerbare Energien in Bezug auf ihre Umweltauswirkungen, allein durch das Ende der Verwendung von Erdöl, Erdgas und Kohle, als „umweltschonend“ bezeichnet werden. Darüber hinaus hilft der durch Windräder geringere CO2 Ausstoß die Klimakrise, die größte Umweltkrise unserer Zeit, zukünftig in Schach zu halten.
Welchen Flächenbedarf hat ein Windrad?
Ein modernes Windrad benötigt insgesamt etwa 0,23 Hektar Fläche.20 Davon entfallen 400 m2 auf das Beton-Fundament. Der Zufahrtsweg hingegen wird nicht asphaltiert und bleibt somit wasserdurchlässig. Die Kranstellfläche wird großteils wieder aufgeforstet. Sie müssen lediglich 4 m breit sein für die zu transportierenden Turmteile und sind damit kaum breiter als die bestehenden Forstwege. Die geringen Waldflächen, die für ein Windrad tatsächlich geschlägert werden müssen, müssen zudem durch Ausgleichsflächen im Naturraumbezug wieder aufgeforstet werden. In Deutschland stehen aktuell doppelt so viele Windräder im Wald als in Österreich insgesamt Windräder stehen. Der erste Wald-Windpark in Österreich wurde bereits 2003 errichtet.
Gefährden Windräder die Biodiversität, insbesondere Vögel?
Der biologische Hauptaktivitätsraum im Wald geht vom Boden bis knapp über den Baumspitzen (also bis ca. 50m über dem Boden). Die Windrad-Flügel Unterkante befindet sich auf ca. 90 m über dem Boden, dh. es sind 40 m zwischen biologischem Hauptaktivitätsraum und Windradflügel. Das spricht übrigens auch für die neueren, größeren Anlagen – da der Flügelschlag der Windräder nun weit über den Baumkronen stattfindet. Im Vergleich zum offenen Land ist im Wald auf der Höhe der Windradflügel weniger biologische Aktivität vorzufinden.
Mehreren Studien zufolge sterben pro Windrad etwa 7 Vögel pro Jahr. Zum Vergleich: eine Katze tötet in etwa gleich viele Vögel wie ein Windrad pro Jahr. Durchschnittlich tötet man beim Autofahren alle 10.000 km einen Vogel. Wichtig ist außerdem der Blick auf die Gesamtpopulation und nicht einzelne Tiere. Die Population gefährdeter Vogelarten hat sich in den letzten Jahren positiv entwickelt (siehe Grafik). Windräder stellen folglich nur eine geringe Gefahr für die Vogelpopulation dar. Außerdem gibt es für Windräder vergleichbar strenge Naturschutzverfahren: bevor ein Windrad gebaut wird, werden 1–2 Jahre Vogel- und Fledermaus-Bestände und deren Aktivitätsmuster untersucht. Moderne Anlagen schalten sich in den Stunden ab, in denen die Fledermäuse am aktivsten sind.
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Schau dir unsere Pressekonferenz zur Windkraft im Waldviertel vom 22.11.2023 an
Hier gibts die ganze Windkraft - Broschüre zum Download:
Brauchen wir neue Windräder? Wenn ja, wo sollen diese stehen?
Diese Fragen werden momentan aus aktuellem Anlass im Waldviertel diskutiert. Daher wollen in dieser Broschüre Mitglieder der Scientists For Future Austria (Gruppe Energiewende) über die Energiewende in Österreich aufklären und einige gängige Vorbehalte gegenüber der Windkraft unter die Lupe nehmen.