Jugend fordert starkes, wirksames KlimaSCHUTZgesetz
Foto: Noomi Sollak
Sieben Kinder- und Jugendorganisationen sowie die Bundesjugendvertretung fordern von der Regierung rechtsverbindliche Ziele für den Klimaschutz und die Beteiligung junger Menschen.
Seit fast fünf Jahren hat Österreich kein gültiges Klimaschutzgesetz. Zuletzt zeigten der Entwurf des Klimagesetzes und auch das geschrumpfte Klimakapitel im Regierungsprogramm deutlich: Klimaschutz ist auf der Prioritätenliste der Regierung nach unten gerutscht ist. Dabei sind die Folgen der Klimakrise längst Teil der Lebensrealität junger Menschen – sie spüren die Auswirkungen schon heute.
Deshalb haben sich heute vor dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft die Organisationen Alpenvereinsjugend, Fridays For Future, Pfadfinder*innen Österreich, Naturfreundejugend, Jugendbiodiversitätsnetzwerk, Katholische Jugend und Katholische Jungschar – sowie die Bundesjugendvertretung versammelt. Gemeinsam fordern sie ein starkes Klimaschutzgesetz mit klaren verbindlichen Zielen und dem Bekenntnis zur Klimaneutralität bis 2040.
Die Politik muss jetzt Verantwortung übernehmen, denn Kinder und Jugendliche haben das Recht, in einer gesunden Umwelt aufzuwachsen und zu leben. Mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen haben die Organisationen schon im Vorfeld auf die Dringlichkeit ihres Anliegens aufmerksam gemacht. In einem offenen Brief wenden sie sich nun direkt an die Bundesregierung und an Klimaschutzminister Mag. Norbert Totschnig:
Offener Brief an die Bundesregierung und an Klimaminister Mag. Norbert Totschnig
Wien, 6. November 2025
Sehr geehrte Bundesregierung,
sehr geehrter Herr Klimaminister Mag.Totschnig,
als breites Bündnis österreichischer Kinder- und Jugendorganisationen – Alpenvereinsjugend, Fridays For Future, Pfadfinder*innen Österreich, Naturfreundejugend, Jugendbiodiversitätsnetzwerk, Katholische Jugend und Katholische Jungschar – sowie der Bundesjugendvertretung, die rund 3 Millionen junge Menschen vertritt, fordern wir ein verbindliches und wirksames Klimaschutzgesetz.
Wie der aktuelle Sachstandsbericht zum Klimawandel zeigt, ist Österreich besonders betroffen. Die Klimakrise mit ihren konkreten Auswirkungen trifft uns jetzt und direkt – mit steigenden Temperaturen über dem globalen Durchschnitt, Extremwetter, schmelzenden Gletschern, brüchigen Wegen und gefährdeten Hüttenstandorten, Hitzebelastung, Artensterben und steigender Unsicherheit. Doch während uns die Realität einholt, fehlt der politische Mut, Verantwortung zu übernehmen. Ohne klare Regeln und Kontrolle bleibt Klimaschutz in Österreich unverbindlich – und damit wirkungslos.
Als alpine, ökologische, kirchliche sowie gemeinnützige Kinder- und Jugendorganisationen und als gesetzlich verankerte Interessenvertretung aller Kinder und Jugendlichen in Österreich tragen wir Verantwortung für junge Menschen, die schon heute von der Klimakrise betroffen sind. Ein stabiles Klima ist nicht nur Voraussetzung für unsere Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, sondern die Grundlage für vielfältige Lebensräume, die akut gefährdet sind.
Politik muss handeln: Klimaschutz jetzt – für junge Menschen, Natur & Zukunft
Mut zum Handeln ist jetzt dringend gefragt. Dies bedeutet heute: Klimaschutz als Gesetz mit klaren Zielen endlich verbindlich zu machen. Wir fordern von der Politik dieselbe Entschlossenheit, die wir als junge Menschen täglich (vor)leben: Verantwortung übernehmen, bevor es zu spät ist. Bei unseren Angeboten fördern wir einen respektvollen Umgang mit der Natur, den Schutz von Ressourcen, das Verständnis für unsere Umwelt und Selbstwirksamkeit, indem wir handeln statt nur zu reden. Klimaschutz bedeutet für uns, Menschen und Natur zu schützen und klimafreundliches Handeln zu unterstützen.
Wir fordern ein verbindliches Klimaschutzgesetz, das nicht nur schützt, sondern Kinder und Jugendliche aktiv beteiligt – unsere Stimmen und Perspektiven müssen gehört werden, denn wir sind nicht nur Betroffene, sondern Akteur*innen unserer eigenen Gegenwart und Zukunft. Die ökologischen Kinderrechte müssen gesetzlich verankert werden, um Umwelt- und Klimaschutz endlich mit Kindern und ihren Rechten strukturell in Verbindung zu setzen.
Für uns steht außer Frage – ein Klimaschutzgesetz für Österreich muss folgende Eckpfeiler ernst gemeint umfassen:
Verbindliches Ziel – Klimaneutralität bis 2040:
Die Regierung hat sich bereits zur Klimaneutralität 2040 im Koalitionsprogramm bekannt – jetzt braucht es ein Gesetz, das dieses Ziel auch rechtlich absichert. Das bedeutet: einen klaren Zielpfad mit jährlichen Zwischenzielen, der zeigt, ob Österreich auf Kurs ist.
Sektorziele und Folgen bei Verfehlungen:
Um sicherzustellen, dass die Ziele eingehalten werden, müssen diese verbindlich sein. Wir fordern klare Verantwortlichkeiten in allen Sektoren – Energie, Verkehr/Mobilität, Gebäude, Landwirtschaft, Industrie. Werden Klimaziele verfehlt, müssen Maßnahmen nachgebessert und die Kosten dafür getragen werden. Wer übererfüllt, soll davon profitieren. So wird Klimaschutz gerecht und nachvollziehbar.
Öffentlicher Klimafahrplan:
Ein wirksames Gesetz braucht jährliche Emissionsbudgets und verbindliche Maßnahmen für alle Sektoren. Dieser Klimafahrplan muss öffentlich zugänglich, überprüfbar und nachvollziehbar sein.
Unabhängiges Monitoring:
Eine von der Regierung unabhängige Stelle muss mit den nötigen finanziellen Mitteln ausgestattet werden, um die einzelnen Sektoren zu kontrollieren, Daten zu veröffentlichen und Empfehlungen auszusprechen. Dazu gehört auch ein explizites Kinderrechte-Monitoring, das die Auswirkungen der einzelnen Maßnahmen in den Sektoren auf Kinder und Jugendliche feststellt.
Rechtsschutzsicherung:
Als Zivilgesellschaft brauchen wir rechtliche Sicherheit, um wirksam zu werden, wenn das Klimaschutzgesetz nicht ausreichend schützt und Ziele verfehlt werden. Zusätzlich zu einem verbindlichen Klimaschutzgesetz muss das Recht auf Klimaschutz in der österreichischen Verfassung festgeschrieben werden. Nur so kann die Zukunft von Kindern und Jugendlichen sicher und inklusiv gestaltet werden.
Die weltweiten Rückschritte im Klimaschutz machen ein schnelles und klares Handeln der österreichischen Regierung umso wichtiger. Auch der Klimajugendrat der Bundesjugendvertretung im Oktober 2025 hat erneut gezeigt, dass junge Menschen eine mutige Klimapolitik fordern und auf mehr Tempo bei der Umsetzung von Maßnahmen drängen.
Wir alle müssen dem Klimawandel entschieden entgegentreten. Doch insbesondere Sie, sehr geehrte Bundesregierung und sehr geehrter Herr Klimaminister Mag. Totschnig, stehen in der Pflicht: Sie tragen große Verantwortung gegenüber der jungen Generation und dem Schutz unserer Lebensgrundlagen. Wir erinnern Sie an Ihre im Koalitionsprogramm gegebenen Versprechen – und fordern, dass diese nun endlich umgesetzt werden.
Nur wenn jetzt gehandelt wird, können wir eine gerechte und lebenswerte Zukunft für die jungen Menschen von heute und für kommende Generationen sichern. Wir erwarten von Ihnen die notwendigen Schritte, um dieses Ziel im KlimaSCHUTZgesetz verbindlich zu verankern und damit Realität werden zu lassen, und stehen zum Dialog bereit.
Mit freundlichen Grüßen,
Alpenvereinsjugend
Fridays For Future Austria
Pfadfinder*innen Österreich
Naturfreundejugend
Jugendbiodiversitätsnetzwerk
Katholische Jugend
Katholische Jungschar
Bundesjugendvertretung