Proteste bei der Hauptversammlung der Erste Group

Wien, 22. Mai 2024 - Anlässlich der heutigen Hauptversammlung der Erste Group protestieren Aktivist:innen von Fridays For Future Austria gemeinsam mit Greenpeace gegen die Öl- und Gasgeschäfte der Erste Group. Letzte Woche veröffentlichte die Erste Group ihre neue Responsible Financing Policy, die wichtige und notwendige Verbesserungen verabsäumte. Die Forderung an die Geschäftsführung der Erste Group wurde heute sowohl beim Eingang in Form eines Protests als auch während der Versammlung in diversen Redebeiträgen unterstrichen: Keinen Cent für Unternehmen, die ihr Öl- & Gasgeschäft weiter ausbauen.

Grünes Image trotz fossiler Finanzierung?
In der Wiener Stadthalle versammelt sich heute die oberste Ebene der Erste Group und präsentiert ihren Aktionär:innen die neuesten Geschäftszahlen. Die Erste Group hat sich in der Finanzwelt Österreich über die Jahre mit grünen Konten und Sponsoring von Nachhaltigkeitsevents ein grünes Image aufgebaut. Wirft man jedoch einen Blick auf die Zahlen,  zeigt sich ein ganz anderes Bild als das des Klimavorreiters: Eine Recherche der  deutschen NGO Urgewald und deren Partnerorganisationen (Banking on Climate Chaos Coalition) zeigt: Seit dem Pariser Abkommen hat die Erste Group fossile Unternehmen mit mehr als 9 Milliarden US-Dollar unterstützt. Ein Drittel davon ging an expandierende Unternehmen - also jene, die ihr Öl- und Gasgeschäft nach wie vor weiter ausbauen.

Beispielsweise hat die Erste Group zuletzt über ihre Tochter BCR den rumänischen Gaskonzern Romgaz finanziell beim Erwerb des Gasfeldes Neptun Deep unterstützt [1]. Neptun Deep soll mit einer Laufzeit von 20 Jahren ab 2027 das größte fossile Gasprojekt in der EU werden. Die Verbrennung des geförderten Gases wird rund 270 Millionen Tonnen CO2 verursachen. Das ist so viel CO2, wie ganz Österreich in 3,5 Jahren verursacht. 

FFF Austria & Greenpeace fordern: Kein Geld für expandierende Unternehmen

In diversen wissenschaftlichen Berichten wurde bereits klar aufgezeigt: Das Erschließen neuer fossiler Quellen ist unvereinbar mit jeglichen Klimazielen, so auch das Finanzieren dieser. Zwar hat die Erste Group mit ihrer neu veröffentlichten Responsible Financing Policy nun die Projektfinanzierung von Öl- & Gasprojekten ausgeschlossen, jedoch betreffen solche Kredite nur einen Bruchteil des Kreditgeschäfts. Lediglich rund 5% aller fossilen Kredite der Erste Group seit 2016 waren projektfinanziert. Die neue Richtlinie ermöglicht also weiterhin das Finanzieren von expandierenden Unternehmen in Milliardenhöhe und erlaubt zusätzlich Schlupflöcher zur Projektfinanzierung unter dem Deckmantel der “Energiesicherheit”.

“Der Vorstand der Erste Group sollte die Hauptversammlung nutzen, um das Ende rückschrittlicher, fossiler Finanzierung zu verkünden. Stattdessen präsentiert er eine neue Richtlinie, in deren Schlupflöcher ganze Gasfelder passen”, so Anna-Sofie Wedl von FFF AT.
Johanna Frühwald, Klimaaktivistin bei FFF AT, fügt abschließend hinzu: “Banken wie die Erste Group werben mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Gleichzeitig sorgen sie mit ihren fossilen Geldern dafür, dass die Klimaziele nicht mehr einzuhalten sind. Das geht nicht zusammen. Man kann nicht Teil der Lösung sein, wenn man gleichzeitig das Problem weiter finanziert.”

Marc Dengler, Klima- und Energieexperte bei Greenpeace in Österreich: “Eine Responsible Financing Policy, die weiterhin die Finanzierung von Klimakillerprojekten wie Neptun Deep erlaubt, ist unverantwortlich und widerspricht sich selbst. Wenn die Erste Bank in Sachen Nachhaltigkeit glaubwürdig sein will, darf sie keinen weiteren Cent mehr an Konzerne geben, die immer noch Öl- und Gasgeschäfte ausbauen."

Fotos der Aktion finden Sie gegen 9.30 Uhr unter diesem Link:
https://drive.google.com/drive/u/1/folders/1SQV6vPqrK0wTTMMBb4Nw6_jnc__U6jQQ