Erste Group veröffentlicht neue Öl- und Gas-Finanzierungsrichtlinien: Unzureichend und klimaschädlich

Wien, 16. Mai 2024 - Gestern veröffentlichte die Erste Group ihre neue Responsible Financing Policy, in der unter anderem die internen Finanzierungsrichtlinien für ihr Öl- und Gasgeschäft festgelegt wurden. Angesichts der fortschreitenden Klimakrise kritisiert Fridays For Future Austria die unzureichenden Kriterien als inakzeptabel und zahnlos. Neu recherchierte Daten von der deutschen NGO Urgewald und deren Partnerorganisationen (Banking on Climate Chaos Coalition) zeigen: Seit dem Pariser Abkommen hat die Erste Group fossile Unternehmen mit mehr als 9 Milliarden US-Dollar finanziert.

Seit Paris Milliardenfinanzierung fossiler Unternehmen

Die Erste Group hat im Zeitraum von 2016 bis 2023 Kohle-, Öl- und Gasunternehmen in einer Höhe von insgesamt 9,14 Milliarden US-Dollar finanziert. Davon entfielen ca. 6,5 Mrd. auf Kredite und knapp 2,6 Mrd. auf Wertpapiergeschäfte (Underwriting). Mehr als 3 Mrd. davon gingen an noch expandierende fossile Unternehmen - also jene Unternehmen, die ihr Kohle, Öl- und Gasgeschäft noch weiter ausbauen. Dabei ist spätestens seit dem Bericht „Netto-Null bis 2050“ der Internationalen Energieagentur im Jahr 2021 klar, dass die derzeit erschlossenen Öl- und Gasfelder den Bedarf decken und keine weiteren Projekte benötigt werden. Jedes Projekt, das nach 2021 genehmigt wird, sprengt unser Ziel zur Klimaneutralität 2050 und damit das 1,5-Grad-Limit des Pariser Abkommens.

Neue Öl- & Gas-Finanzierungsrichtlinie ist inakzeptabel und zahnlos

Während sich die weltweiten Hitzerekorde ständig überbieten, bleiben dringende Verschärfungen der Finanzierungsrichtlinien der Erste Group weiterhin aus. Trotz intensiver Gespräche mit Fridays For Future entschied sich die Erste Group dafür, eine Richtlinie zu veröffentlichen, die das eigene Zukunftsversprechen der 1,5-Grad-Kompatibilität untergräbt. Johanna Frühwald, Klimaaktivistin bei Fridays For Future Austria, zu der neuen Richtlinie: “Die Richtlinie ermöglicht der Erste Group nach wie vor die Finanzierung fossiler Unternehmen in Milliarden-Höhe. Es wird nicht unterschieden, ob ein Unternehmen sein Öl- & Gasgeschäft noch erweitern möchte. Dabei ist wissenschaftlich längst klar: In einer 1,5°C-Welt gibt es keinen Platz für neue Öl- und Gasfelder!”

Erste Group finanziert größtes geplantes Gasprojekt in der EU

Die OMV-Tochter OMV Petrom will gemeinsam mit dem rumänischen Gaskonzern Romgaz neue Gasfelder im Schwarzen Meer erschließen. Unter dem Projekttitel “Neptun Deep” wird das derzeit größte fossile Gasprojekt in der EU geplant. Die Verbrennung des geförderten Gases wird rund 270 Millionen Tonnen CO2 verursachen. Das ist so viel CO2 wie ganz Österreich in 3,5 Jahren verursacht. Die nötige Finanzierung für den Erwerb von Neptun Deep stammt unter anderem von der BCR – der Tochter der Erste Group.[1]
Marc Dengler, Klima- und Energieexperte bei Greenpeace in Österreich: "Die Erste Bank möchte gerne klimaneutral werden, steckt aber gleichzeitig hunderte Millionen in Neptun Deep, eines der klimaschädlichsten Projekte in der EU. Wenn die Erste Bank in Sachen Nachhaltigkeit glaubwürdig sein will, darf sie keinen weiteren Cent mehr an Konzerne geben, die ihr Öl- und Gasgeschäft weiter ausbauen."

Andere europäische Banken mit weitaus besseren Finanzierungsrichtlinien

Im europäischen Vergleich gibt es bereits Banken mit weitaus besseren Finanzierungsrichtlinien als jene der Erste Group. Die französische La Banque Postale sowie die dänische Danske Bank schließen jegliche Finanzdienstleistungen für Unternehmen aus, die im Öl- und Gasbereich noch expandieren. “Die erfolgreichen Beispiele von anderen Banken zeigen: Wo ein Wille, da ein Weg. Die Erste Group muss sich entscheiden: Will sie Teil der Lösung sein, oder weiterhin das Problem finanzieren?” so Frühwald abschließend.

 

Weitere Infos zum Datensatz finden Sie hier: fridaysforfuture.at/erste-group

Die Finanzdaten wurden recherchiert von der “Banking on Climate Chaos Coalition”.


Zitierhinweis zu den Finanzdaten:
BOCC+ 2024 Extended Dataset, Rainforest Action Network, Indigenous Environmental Network, BankTrack, CEED, Oil Change International, Reclaim Finance, Sierra Club, Urgewald, May 13, 2024, viewed 14.05.2024.

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