Fridays For Future fordert klares Nein zu Gas und Kernenergie als ‘Grün’
#NotMyTaxonomy
Straßburg, 5. Juli 2022 - Hunderte von Klimaaktivist*innen aus zahlreichen Organisationen und mehr als einem Dutzend europäischer Länder sind in Straßburg eingetroffen, um die Mitglieder des Europäischen Parlaments (MdEP) aufzufordern, sich an die Seite der Ukraine zu stellen und das Greenwashing von Gas und Atomkraft zu stoppen.
Aktivist*innen der #NotMyTaxonomy-Koalition, einem Zusammenschluss mehrerer Aktivismusgruppen und Organisationen, sind vor Ort am offiziellen Sitz des Europäischen Parlaments und protestieren eine Woche lang mit Massenaktionen, legalen Demonstrationen und Protestcamps gegen die umstrittene Aufnahme von fossilem Gas und Atomenergie in die EU-Taxonomie für nachhaltige Investitionen. Sie fordern von den Abgeordneten das Blockieren des Greenwashings ein.
Die Abgeordneten des Europäischen Parlaments haben sich bereits in einer Sitzung Anfang des Monats gegen den Vorschlag der Kommission ausgesprochen, der vorsieht, bestimmte Tätigkeiten im Bereich der Gas- und Atomenergie in die Liste der umweltverträglichen Wirtschaftstätigkeiten aufzunehmen.
Die Protestwoche endet mit der für den 6. Juli geplanten Abstimmung des Europäischen Parlaments, die entscheiden wird, ob Gas und Atomkraft im Rahmen der Taxonomie- Verordnung das "grüne" Label erhalten. Um die Aufnahme von Gas und Atomkraft in die EU- Taxonomie zu verhindern, müssten 353 Abgeordnete gegen den klimapolitisch verwerflichen Plan der EU-Kommission stimmen.
Zitate:
Fridays For Future Deutschland Aktivistin Jule Pehnt
"Selbst der Vorschlag, Gas- und Kernenergie als ‘nachhaltig’ zu bezeichnen, erscheint wie ein schlechter Scherz, wenn gleichzeitig Menschen tagtäglich unter einer eskalierenden Klimakrise und der Produktion fossiler Brennstoffe leiden. Das zeigt einmal mehr, wie sehr wir in fossilen Narrative verstrickt sind, die sich um den Profit der größten Unternehmen kümmern und nicht um das Leben der Menschen. Die Taxonomie, wie sie jetzt vorgeschlagen wird, würde der gewünschten Wirkung entgegenwirken. Die EU steht in der Verantwortung, sofort zu handeln, und das Parlament hat die Chance, ein Statement und eine Entscheidung gegen die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und für einen Wandel hin zu Klimagerechtigkeit zu treffen."
Oksana Ananyeva, Expertin für Energiepolitik beim ukrainischen Zentrum für Umweltinitiativen Ecoaction
"Es gibt nichts Nachhaltiges an klimaschädlichen fossilen Brennstoffen und Atommüll, der über Jahrzehnte aufgestapelt wird. Es ist an der Zeit, das Greenwashing zu beenden und ein Veto gegen Atomkraft und Gas in der EU-Taxonomie einzulegen, was bedeutet, dass die Abgeordneten diesen absurden Vorschlag blockieren müssen. Angesichts des Krieges in der Ukraine und der russischen Angriffe auf Atomkraftwerke wäre es eine fatal kurzsichtige Entscheidung, fossiles Gas und Atomkraft als nachhaltig zu bezeichnen, die Auswirkungen auf die Menschen in der ganzen Welt und nicht nur in der EU hat. Wenn der Kommissionsvorschlag im Parlament angenommen wird, wird diese Entscheidung die Abhängigkeit von dem Aggressorstaat, die beendet werden sollte, noch verstärken. Während die derzeitigen Sanktionen bereits Schlupflöcher für die russischen Energieriesen lassen, wird die Aufnahme von Gas und Atomkraft in die EU-Taxonomie ihnen die Tür öffnen und die Finanzierung des Krieges in der Ukraine verlängern."
Joël Domenjoud, Ko-Vorsitzender des französischen Antiatom-Netzwerks Sortir du nucléaire
"Diese Taxonomie ist nichts anderes als ein Greenwashing-Instrument für schmutzige und gefährliche Energien. Als französische Bewegung sind wir wütend über die starke Lobbyarbeit der französischen Atomindustrie, die die Atomkraft in den Text aufgenommen hat. Wir können die Heuchelei Macrons nicht ertragen, der sich als Klimaschützer ausgibt, während er auf die Aufnahme von Gas drängt, um Unterstützung für die Atomkraft zu bekommen."