Drei Jahre Klimastreik in Österreich
Am 21. Dezember 2018 fand in Wien der erste Klimastreik von Fridays For Future Österreich statt. In drei Jahren wurde aus einzelnen Initiativen eine nationale Bewegung, die regelmäßig tausende Menschen auf die Straße bringt.
Wien. Am 21. Dezember 2018 versammelten sich erstmals Menschen in Österreich unter dem Motto “Fridays For Future” zu einem Klimastreik am Wiener Heldenplatz. Es folgten Demonstrationen in Innsbruck, Graz, Linz, Salzburg, bis Fridays For Future schließlich in ganz Österreich etabliert war. Der erste weltweite Klimastreik ließ dann auch nicht lange auf sich warten: Am 15. März 2019 gab es in vielen Großstädten Österreichs erstmals Demonstrationen für mehr Klimaschutz.
Fridays For Future gelang, was Klima- und Umweltschutzbewegungen seit Jahrzehnten versuchen, nämlich das Thema mitten in die Bevölkerung und in alle Lebensbereiche zu holen, die Zivilgesellschaft zu mobilisieren und großen Druck auf die Politik aufzubauen. Schon bei den Nationalratswahlen, die 2019 kurz nach dem bisher erfolgreichsten weltweiten Klimastreik am 27. September stattfanden, war das Thema Klimaschutz parteiübergreifend in aller Munde. Seitdem wurde viel geredet und leider noch zu wenig getan. Einige Erfolge kann sich die österreichische Klimabewegung aber dennoch auf die Fahnen schreiben, meint auch Anika Dafert aus Salzburg: “Ohne Fridays For Future wäre der Klimaschutz in Österreich wie in den letzten Jahren hinten angestellt worden. Der Stopp des Lobau-Tunnels, das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz, das Klimaticket, Klimaneutralität 2040, all das hätte es wahrscheinlich nicht gegeben!”
Auch die Wissenschaft steht hinter Fridays For Future. Mit den Scientists For Future hat sich schon früh eine Allianz zur Unterstützung gebildet. Eine Studie der Universität für Bodenkultur in Wien hat gezeigt, dass Klimabewegungen die Politik tatsächlich beeinflussen können. “Es ist für uns immer wieder schwer, unsere eigenen Erfolge zu sehen. Aber so etwas wissenschaftlich erforscht, schwarz auf weiß bestätigt zu bekommen, motiviert und beflügelt natürlich”, sagt Maris Filipic aus Wien.
In Zahlen kommt Fridays For Future Österreich auf 30 Ortsgruppen im ganzen Land verteilt, 16 Allianzen (wie zum Beispiel die Parents For Future, Artists For Future und Teachers For Future), 9 weltweite Klimastreiks, 125 wöchentliche, nationale Telekonferenzen und zehntausende Unterstützer:innen. “Als ich zu Fridays For Future gekommen bin, dachte ich nicht, dass wir jetzt, drei Jahre später, noch immer so stark sind. Traurig einerseits, dass es noch immer uns junge Menschen auf der Straße braucht, inspirierend andererseits, weil wir so schnell nicht wegzukriegen sind!”, so auch Lena Müller aus Salzburg.
Auch wenn es die großen Demonstrationen sind, die in der Öffentlichkeit am meisten ankommen, läuft bei Fridays For Future in Österreich viel Arbeit im Hintergrund ab. Von Social-Media-Arbeit, Pressearbeit und dem “Future on Air”-Podcast und Radiosendung über Gespräche mit Politiker:innen, Workshops in Schulen oder dem streikenden Klassenzimmer, bei dem Wissenschaftler:innen bei Streiks Vorträge halten, - die Klimabewegung versucht, Menschen zu erreichen, zu informieren und Politik mitzugestalten. “Wir sind längst nicht mehr nur Schüler:innen, die Freitags während der Schulzeit streiken, sondern haben uns zu einer funktionierenden basisdemokratischen Bewegung entwickelt. Mit klaren Grundsätzen, Forderungen und einer nationalen Struktur sind wir organisiert, vernetzt und können uns gegenseitig unterstützen”, meint Laila Kriechbaum aus Kufstein.
Die Pandemie war und ist natürlich für eine Bewegung, die hauptsächlich von großen Demonstrationen lebt, herausfordernd. “Fridays For Future hat es geschafft, die Klimakrise trotz der Pandemie nicht in den Hintergrund rücken zu lassen. Mittlerweile kommt kein:e Politiker:in und kein:e Konzernchef:in an dem Klimathema vorbei”, so Anika Dafert.
Wie lange es die Bewegung noch geben würde, werden die Aktivist:innen immer wieder gefragt. Die Antwort darauf ist klar: “Wir fordern immer globale Klimagerechtigkeit. Dabei geht es nicht nur um Klimaschutzmaßnahmen im eigenen Land, sondern einen internationalen Schulterschluss, die Klimakrise gemeinsam zu bewältigen und Ungerechtigkeiten zu beseitigen. Solange das noch nicht in Sicht ist, bleiben wir weiter laut. So wie die letzten drei Jahre”, sagt Alena Zöch aus Graz.