COP26 in Glasgow: Realität der Klimakrise nicht verhandelbar – Pfad der Untätigkeit fortgesetzt – Leadership auf den Straßen

Zwei Wochen lang wurde in Glasgow versucht, mit der Realität der Klimakrise zu verhandeln. Die Wissenschaft sagt klar: um das 1.5-Grad Limit einzuhalten, an dem Lebensräume und Kipppunkte hängen, braucht es eine globale Reduktion der Emissionen um 45% bis 2030. 2021 werden die Emissionen wieder über dem Niveau der letzten zwei Jahre liegen, die von den Ländern eingereichten NDC-Ziele in Glasgow bringen uns laut Climate Action Tracker auf einen Pfad von 2.4 Grad Erderhitzung. Das ist die Bilanz der UN-Klimakonferenzen, deren 26. Ausgabe nun in Glasgow zu Ende gegangen ist. 

Wir steuern auf eine Klimakatastrophe zu, die geprägt von Ungerechtigkeit ist. Die Verursacher der Krise handeln arrogant jenen Staaten gegenüber, die von der Klimakrise besonders stark betroffen sind. Das zeigt Glasgow in den intransparenten Verhandlungen genauso wie in den Ergebnissen. In einer Welt auf dem Weg zur Klimaneutralität gibt es keinen Platz für fossile Brennstoffe, doch das Ende von Kohle wurde genauso wie die Abschaffung von fossilen Subventionen zuletzt nochmals abgeschwächt – ein »phase down« statt »phase out« ist eine Leugnung der Wissenschaft, die einen beschleunigten Ausstieg aus Kohle als Bedingung für das 1.5-Grad Limit nennt. 

Ernüchternd für besonders betroffene Staaten ist auch, dass die 2009 abgestimmten 100 Milliarden US-Dollar Klimafinanzierung bis heute unvollständig sind, weswegen die erneute Einigung auf dieses Ziel nur als Zynismus zu werten ist. Zusätzlich wurde in letzter Minute ein Finanzierungsmechanismus für »Loss and Damage« rausgestrichen. Somit werden zwar Verluste und Schäden durch die Klimakrise anerkannt, doch die Verursacher dieser Zerstörung werden nicht zur Kassa gebeten.

»Mit dem Glasgow Climate Pact wird das 1.5-Grad Limit von Paris zwar künstlich mit Worten am Leben gehalten, in der Tat zeigen die Industrienationen aber keine ernstzunehmende Motivation, am Status Quo der Klimazerstörung etwas zu ändern. Sie versuchen zu verhandeln, was nicht zu verhandeln ist: die Realität der Klimakrise.«, sagt David Jablonski von FFF Austria.

Diese Realität ist bei den Einwohnern des pazifischen Inselstaats Tuvalu längst angekommen. Das 1.5 Grad Limit ist ihre Lebensversicherung. In Glasgow wurde jenen Personen, die besonders stark von der Klimakatastrophe betroffen sind, zu wenig Gehör geschenkt – wenn sie es überhaupt durch komplizierte Visaverfahren, fehlende Impf-Infrastruktur oder ungerechte Akkreditierung nach Glasgow geschafft haben.

»Wenn uns der Glasgow Climate Pact eines geliefert hat, dann sind es mehr Gründe für Klimagerechtigkeit auf die Straße zu gehen. Was zählt, sind nicht Versprechen, die gebrochen werden können, sondern Taten, die Emissionen reduzieren. Dabei kann sich auch Österreich nicht aus der Verantwortung nehmen.« 

Auch in Österreich steigen die Emissionen anstatt zu sinken. Eine Trendwende ist nicht in Sicht, schließlich fehlt seit 318 Tagen ein wirksames Klimaschutzgesetz und die ökosoziale Steuerreform ist weder öko noch sozial. Deswegen wird auch nach der COP Fridays For Future wieder für Aktionen mobilisieren – zum Beispiel am 26.11. für soziale Verkehrspolitik in Wien.

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