Offener Brief: Liebe EU, macht euren Job!
Angesichts der Klimakrise steht Europa in massiver globale Verantwortung. Darum richten sich 47 Klimaaktivist*innen aus 13 Ländern in ihrem Offenen Brief an das kommende Parlament. Sie fordern den gerechten Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas bis 2035 und eine Verdopplung der Investitionen in Klima- und Katastrophenschutz.
An die neuen Abgeordneten des EU-Parlaments:
Die Lage in Europa ist historisch. Waldbrände und Überschwemmungen zerstören ganze Landstriche, während anderenorts die Klimakrise in Form von Wasserrationierungen in den Badezimmern Südeuropas auftaucht. Dabei ist Europa der privilegierteste Kontinent der Welt, die Verantwortung für konsequenten Klimaschutz und den Schutz von Menschen an anderen Orten ist historisch hoch.
Wenn die EU es nicht schafft, ihre Emissionen schnell und nachhaltig zu senken, ist die Eindämmung der Klimakrise schon physikalisch kaum noch möglich. Politisch wäre es noch verheerender: Wenn hier die dramatischen Folgen der Krise nicht ernst genommen, Erneuerbaren Energien nicht ausgebaut, Gelder nicht mobilisiert und Gebäude nicht saniert werden, wird es auch weltweit unwahrscheinlicher.
In den vergangenen fünf Jahren haben wir gesehen, was die EU und ihre oft belächelten Institutionen können. Und wir haben gesehen, was kontinuierlicher Protest und das gesellschaftliche Lautmachen von Forderungen nach mehr Klimaschutz bewirken können.
Anfang 2019 war die Idee einer gemeinsamen europäischen Klimapolitik fernab jeglicher politischen Vorstellung. Weniger als ein Jahr später wurde der European Green Deal vorgestellt: das größte klimapolitische Gesetzespaket der Welt.
Ohne Green Deal wäre die EU auf 4-Grad-Kurs. Erst der Ausbau der Erneuerbaren, das Verbrenner-Aus, der CO2-Preis, Förderung für klimafreundliche Technologien und sozialer Ausgleich haben diesen Kurs um mehr als 1 Grad gesenkt. Der Blick in die jüngste Geschichte zeigt: Aktivismus wirkt. Veränderung ist möglich. Wir können Lebensgrundlagen schützen, genauso wie die Menschen und Gesellschaften.
Auch wenn rechte Stimmen Zweifel an Klimapolitik säen und Ängste vor der Veränderung schüren: Nur indem wir den Wandel politisch gestalten, können wir Menschen vor noch mehr Katastrophen schützen. Dafür muss sich die EU ehrlich machen: Der Green Deal ist der erste Schritt. Die Klimakrise können wir allerdings nicht bekämpfen, solange Kohle, Öl und Gas weiter die treibende Kraft der europäischen Gesellschaften sind. Der konsequente und gerechte Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas bis 2035 ist nötig, um Klimaversprechen einzuhalten und den Kontinent rechtzeitig zur Klimaneutralität zu bringen. Parallel dazu braucht es mindestens eine Verdopplung von Investitionen in Klima- und Katastrophenschutz, um Menschen endlich zu sichern.
Die vergangenen fünf Jahre europäischer Klimapolitik waren ein Anfang. Nach den größten Klimaprotesten Europas haben die Abgeordneten sich der Gesellschaftsaufgabe Klimaschutz angenommen. Währenddessen ist die Klimakrise vorangeschritten, die Rechten versuchen weltweit Klimaschutz zurückzudrehen. Es ist an Ihnen, die Anfänge des Green Deals fortzuschreiben und Europa auf Kurs zu bringen. Die Entscheidungen des Europaparlaments bestimmen über die Zukunft der Demokratie genauso wie über die Zukunft unserer Lebensgrundlage – einen lebenswerten Planeten.
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Unterzeichnet von europäischen Klimaaktivist*innen:
Austria, Benedikt Mayr
Austria, Elisabeth Reremoser
Austria, Klara König
Austria, Jan Aigner
Austria, Laila Kriechbaum
Austria, Leo Sauermann
Austria, Michael Wieser
Austria, Moritz Gruber
Austria, Nils Fischer
Austria, Sofia Scherer
Belgium, Chloé Mikolajczak
Belgium, Laurie Pazienza
Croatia, Mia Bradić
Czech Republic, Ema Sofie Rychecká
Czech Republic, Emma Novotná
Czech Republic, Emma Kolářová
Czech Republic, Eva Panáčková
Czech Republic, Hanna Dymešová
Czech Republic, Julie Pavelcová
Croatia, Mia Bradić
Denmark, Nomi Slotorub
Denmark, Selma de Montgomery
Estonia, Kertu Birgit Anton
Estonia, Mirabell Veli
Germany, Amelie Wersich
Germany, Annika Kruse
Germany, Annika Rittmann
Germany, Anton Festag
Germany, Clara Duvigneau
Germany, Eli Wersich
Germany, Luisa Neubauer
Germany, Luise Steeck
Germany, Samira Ghandour
Hungary, Eva Macskásy
Hungary, Kinga Somlói
Hungary, Lili Aschenbrenner
Italy, Edoardo Di Stefano
Italy, Luca Sardo
Italy, Magdalena Jorg
Lithuania, Ūla Balaševičiūtė
Slovakia, Juliane Gerbel
Slovakia, Karolína Fabianová
Slovenia, Nika Kovac
Ukraine, David Malko
Ukraine, Ilyess El Kortbi
Ukraine, Mila Sirychenko
Ukraine, Volodymyr Shpak