Afrikas grüne Mauer – Mit Bäumen gegen die Wüste

von Michael Ganhör

Das offizielle Logo der Initiative, das auch zeigt, wo sich die Mauer befindet.

Foto: Great Green Wall (https://fffutu.re/SXnxxa)

Die Klimakrise hat viele Folgen, das muss ich dir aber nicht erzählen. Vielmehr möchte ich über eine Initiative berichten, die sich ein gewaltiges Ziel gesetzt hat. Das Projekt "The Great Green Wall" will die Zone südlich der Sahara in einen mit Bäumen bepflanzten Grünstreifen verwandeln.

Damit soll nicht nur gegen das stetige Wachsen der Sahara-Wüste etwas getan werden, der gesamte Klimawandel soll damit bekämpft und die Lebensqualität der Bevölkerung soll verbessert werden. Ich möchte dir dieses Projekt heute im Detail vorstellen.

Die Entstehung

Die Vision einer „Great Green Wall“ gibt es bereits seit den 1970ern. Auslöser dafür war die zunehmende Degradierung des Bodens in der Sahel-Zone. In wenigen Jahren verwandelte sich die üppige, grüne Landschaft in ein vertrocknetes, staubiges Ödland. Grund dafür? Die Kombination aus Klimawandel, Bevölkerungswachstum und nicht nachhaltigen Landbewirtschaftungspraktiken.

Ohne genug Land, um darauf Essen für ein gutes Leben anzubauen, breiteten sich schnell Armut und Hunger aus. Über die Jahre hinweg führte das zu schweren Essens- und Wasserknappheiten. Auch wiederkehrende Konflikte aufgrund von ständig weniger werdenden natürlichen Ressourcen waren immer wieder ein Problem. Viele Menschen in dieser Zone verloren ihre Arbeit und wurden praktisch gezwungen auszuwandern.

Im Angesicht dieser zunehmend schlechteren Umstände begannen Politiker*innen und Community-Oberhäupter, nach einer Lösung für das Problem zu suchen. In den 1980ern nahm die Idee der „Green Wall“, die von Senegal bis nach Dschibuti gehen soll, langsam Fahrt auf. Dass dieses Projekt keine einfache Aufgabe wird, das war damals schon bewusst.

"Ohne ein gewisses Maß an Wahnsinn kann man keine grundlegenden Veränderungen vornehmen... Der Mut, den alten Formeln den Rücken zu kehren, der Mut, die Zukunft zu erfinden."
- Thomas Sankara, Präsident von Burkina Faso 1985

2007 wurde das Projekt schließlich erstmals von der afrikanischen Union als Entwicklungsansatz vorgestellt. Damals waren elf Nationen an dem Vorhaben beteiligt, mittlerweile sind es 21 Länder, die an der Verwirklichung der Unternehmung mitarbeiten.

Eine Frau pflanzt junge Bäume in den trockenen Boden
Vor allem Frauen bekommen durch die Initiative neue Möglichkeiten, selbst Einkommen zu generieren und so unabhängig zu werden.

Foto: Great Green Wall (https://fffutu.re/SXnxxa)

Die Ziele

Wenn du das Ganze einmal hörst, könnte man denken, dass dieses Projekt „nur“ die Klimakrise bekämpfen soll. Ganz richtig ist diese Annahme allerdings nicht. Die Ziele der Initiative sind weitaus vielfältiger und kümmern sich auch um die Bedürfnisse der Bevölkerung.

Zum einen wird durch die Pflanzung der Bäume eine Kohlenstoffsenkung kreiert und dadurch der Klimawandel bekämpft, zum anderen wird damit eine Verbesserung der Bodenqualität erreicht. Damit wird es für Landwirt*innen einfacher, Saatgut anzubauen und für ihre Familien zu sorgen. Für Wildtiere bietet die „Mauer“ einen geschützten Lebensraum mit ausreichend Nahrung. Auch die Wiederherstellung von Wasserquellen zur Bekämpfung von Dürren wollen die Teilnehmer*innen bei dem Projekt erreichen. Ein weiterer bedeutsamer Punkt ist die Schaffung von Resilienz gegenüber dem Klimawandel. Besonders in der Gegend rund um die Sahel-Zone ist das wichtig, da dort die Temperaturen schneller ansteigen als überall sonst in der Welt.

Neben diesen ganzen Zielen, die sich um die Umwelt kümmern, gibt es Ziele, bei denen die Menschen im Mittelpunkt stehen. Durch die neu nutzbaren Gebiete werden beispielsweise Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen. Dadurch wird nicht nur die Lebensqualität in der Region verbessert, sondern auch die lokale Wirtschaft und die Regionalentwicklung nehmen Fahrt auf.

Symbolischen Wert hat dieses Projekt ebenfalls. Aufgrund der Tatsache, dass Menschen aus verschiedenen Ländern gemeinsam auf ein Ziel hinarbeiten, ist es ein Symbol für Harmonie und Zusammenarbeit. Diese Harmonie ist allerdings nicht in allen Ländern vorhanden, denn in vielen Ländern gibt es leider immer wieder Konflikte und Auseinandersetzungen. Die Mauer ist hier auch ein Symbol des Friedens. Sie soll zeigen, dass Zusammenarbeit uns viel weiterbringt als Konflikt.

"Mit ihrer Fähigkeit, Nationen und Gemeinschaften solidarisch zu vereinen, ist die Great Green Wall die beste Art der internationalen Zusammenarbeit, die in diesem Jahrhundert erforderlich sein wird."
- Präsident von Irland, Michael D. Higgins
Fauen pflanzen Bäume in eine Furche in der Erde
Frauen pflanzen Bäume im Zuge des Great Green Wall Projekts
um die Desertifikation zu stoppen.

Foto: Great Green Wall (https://fffutu.re/SXnxxa)

Die Vorteile für die Bevölkerung

Diejenigen, die am meisten von dem Projekt profitieren, sind die Bewohner*innen der Region. Aber wie ziehen sie eine Verbesserung aus einer großen „Mauer“ an Bäumen? Auf den ersten Blick nicht direkt ersichtlich bietet die „Green Wall“ den Menschen viele neue Arbeitsplätze, verbesserte Lebensqualität und andere Möglichkeiten.

Durch die gepflanzten Bäume wird der Boden fruchtbarer gemacht, Wasserquellen können wiederhergestellt werden und der Anbau von Nahrungsmitteln wird erheblich erleichtert. Dadurch wird Wohlbefinden und "Food Security" geschaffen. Die Menschen werden langsam aber sicher wohlhabender, da sie aufgrund höherer Ernteerträge nicht benötigtes Getreide oder andere Anbaugüter verkaufen können. Es wird auch darauf geachtet, den Bewohner*innen beizubringen, nachhaltig zu konsumieren und zu wirtschaften. Dadurch soll sichergestellt werden, dass diese Quellen für Nahrung und Wohlstand nicht bald wieder erschöpft sind.

Neue Arbeitsplätze „wachsen“ auch durch die Erneuerung der Böden und lokalen Ressourcen. Viele, vielleicht ehemals Arbeitslose, können einen Job finden und Einkommen generieren. Durch die Bildung von strategischen Partnerschaften zwischen den verschiedenen Einwohner*innen wird die Entwicklung der ländlichen Gebiete gefördert. Das zeigt sich wiederum in einer verbesserten Lebensqualität.

Dieses Projekt hat auch Auswirkungen auf die sozialen Konstrukte in den dortigen Gesellschaften. Frauen und Mädchen wird beispielsweise durch die revitalisierten Wasserstellen die Last abgenommen, täglich stundenlang Wasser von weit entfernten Wasserlöchern holen zu müssen. Dadurch entstehen neue Möglichkeiten für die Schaffung von Gender-Equality. Aufgrund der neu geschaffenen Arbeitsmöglichkeiten und ökonomischen Chancen können kleine Unternehmen gegründet werden und wachsen. Die Menschen verdienen mehr Geld und die Armut nimmt ab. All diese Faktoren tragen dazu bei, dass die Region als Lebensort für junge Leute wieder attraktiver wird, wodurch die Emigrationsrate sinkt und das Überleben lokaler Communities gesichert wird.

„Bei der Great Green Wall geht es um Entwicklung; es geht um eine nachhaltige, klimafreundliche Entwicklung auf allen Ebenen. Jedes der 30 Länder hat nationale Aktionspläne entwickelt, das ist die größte Errungenschaft, denn jetzt besitzen es die Länder. Es geht um Eigentum, und das war das Scheitern der Entwicklungshilfe, weil die Menschen nie damit identifiziert wurden. Aber diesmal identifizieren sie sich. Das ist unser Ding.“
- Elvis Paul Tangam, Commissioner der Afrikanischen Union für die Sahara und die Sahel Great Green Wall Initiative.

Aktueller Stand

Obwohl das Projekt erst 2007 gestartet wurde, lassen sich jetzt schon Erfolge und Fortschritte erkennen. In Senegal wurden zwölf Millionen Bäume gepflanzt, die besonders an trockene Böden angepasst sind. In Äthiopien allein wurden bereits mehr als 15 Millionen Hektar Land restauriert, das entspricht ungefähr 2 mal der Fläche Österreichs. In Niger wurden ebenfalls fünf Millionen Hektar renaturiert, wodurch pro Jahr 500 000 Tonnen zusätzliches Getreide geerntet werden können. Mit dieser Menge können etwa 2,5 Millionen Menschen ernährt werden, also mehr als ein Viertel der Österreicher*innen könnte davon leben. In Burkina Faso haben lokale Gemeinschaften durch traditionelle, umweltschonende Methoden ebenfalls drei Millionen Hektar an Land wiederhergestellt.

Das sind alles schon große Schritte in die richtige Richtung, von der Ziellinie ist das Projekt aber noch ein ganzes Stück entfernt. Bis 2030 sollen 100 Millionen Hektar Land revitalisiert , 250 Millionen Tonnen CO2 aufgefangen und zehn Millionen Jobs in ländlichen Gebieten geschaffen werden. Damit das erreicht werden kann, bedarf es erheblicher Unterstützung von Regierungen und Privatpersonen aus der ganzen Welt.

Du möchtest jetzt auch diese Initiative supporten? Schau auf der offiziellen Website vorbei, dort findest du alle möglichen Infos zum Projekt und wie du es unterstützen kannst!

Klima- und Umweltschutz sind für mich wichtige Themen, deshalb blogge ich hier im Rahmen meines Freiwilligen Umweltjahres.

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